Ruhr Nachrichten 2006

Ruhr Nachrichten (Bochum) 16. Februar 2006

Eigentlich sind wir alle gleich

Bochum – Wo Raum ist, sind Grenzen. Die aber werden in der neuen Ausstellung bei den dreibundarchitekten überwunden.

RALF SCHÄFER

Room to move lautet der Titel dieser Kunstschau, die heute um 18 Uhr in den Räumen von max7, galerie dreibund, auf der Maxstraße eröffnet wird. Sieben Künstlerinnen und Künstler aus Bochum und Turku, die sich in einem ähnlichen Projekt bereits im vergangenen Jahr in Finnland getroffen hatten, stellen nun ihre Arbeiten in der Bochumer Galerie aus. Teils eigens dafür angefertigte Kunst, die sich mit Raum, der Definition von Raum, Landschaft und Lebensraum, aber auch mit den damit verbundenen Emotionen beschäftigt.

Die Arbeiten

Tobias Bülow verfolgt mit seinen Bildern den Traum von einer geeinten Menschheit, die sich heute im Separatismus verzehrt. Teile eines Ganzen, die aus den Fugen geratene Welt und die verkannten Einheiten sind seine Themen, zugleich aber auch die Titel seiner surrealistischen Bilder.

Minna Sjöholm sammelt Erinnerungsfragmente, malt Bilder, deren Inhalte jeder schon mal gesehen hat. Erinnerungen aus Zimmern, Momentaufnahmen von Reisen, von Stationen des eigenen Lebens. Sie geht der Frage nach dem „was und wer bin ich in dieser Welt“ nach.

Barbara Tewes findet in ihren Mischtechniken auf Papier ebenfalls das Thema Landschaft, nähert sich diesem aber über die Definition von Landschaft und deren Funktion für den Menschen und sein Gefühlsleben.

Ganz anders hingegen hat Maja Herenz „Raum“ in ihren Arbeiten aufgegriffen. Bei ihr sind es die schnellen Bilder, die aufleuchtenden Schnellschüsse und kaum zu erkennenden und doch bekannten Fotos von Sex-Shops und Rotlicht-Anzeigen in Zeitungen. Gezeigt werden Aufnahmen in nur kurz aufleuchtenden Dia-Kästen, die in Bochum und Turku entstanden sind.

Eine Rauminstallation ist Bestandteil der Arbeit von Dirk Wenke. In Finnland hatte er Dinge und Waren aus Deutschland arrangiert, in Bochum sind es finnisches Knäckebrot und Fernseher, die im Netzwerk verbunden sind.

Paula Ollikainen schenkt den Details ihre Aufmerksamkeit, passt die Bildformate an die kleinen Dinge ihrer Umgebung an, auf die sie den Blick lenkt. Den Blick, der von den offiziellen Ansichten, den bekannten Fassaden ablenkt und Privatsphäre zeigt.

Ähnlich auch die Bildcollagen und Objekte von Susanna Nevado. Bilder aus Deutschland, von Familien von 1931 bis heute, Motive „printed in germany“ werden bei ihr zu neuen Arbeiten zusammengefügt. Sie „erinnert“ an diese Familien, lässt Geschichten entstehen, die beliebig werden und im Tenor zeigen, dass wir alle gleich sind.

Das Ergebnis

Der Kern dieses Kunstprojektes ließe sich somit umschreiben, dass sieben Künstlerinnen und Künstler erfolgreich zeigen, wie einig, grenzenlos und in ihren jeweiligen Räumen geradezu identisch die Menschen sind. Ebenso deutlich wird der Irrsinn, der in besagten separatistischen Bestrebungen liegt. Nur selten kann eine Kunst-Begegnung so intensiv und nachhaltig erlebt werden. – Ralf Schäfer

Room to move, ein deutsch-finnisches Ausstellungsprojekt von 17. Februar bis 17. März, Mo.-Fr. 9 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Maxstraße 7.