Ruhr Nachrichten Bochum, 24. Februar 2011

Susana Nevado, zuhause in der Kulturhauptstadt 2011 Turku, und der Bochumer Dirk Wenke
thematisieren mit ihrem „schwarzen Paradies“ in der Christ-König-Kirche die Beziehung zwischen Bergwerken und der Kirche im Ruhrgbiet.
RN-Foto von Wangenheim

Beichtstuhl im Paradies
Kunstkirche Christ-König setzt Reihe der Ausstellungen fort

BOCHUM. Das soll das Paradies sein? Der große schwarze Block inmitten der Chris-König-Kirche irritiert, ja provoziert. So soll es sein in der Kunstkirche, die auch 2011 zur Inspiration für Künstler werden wird.

„Das schwarze Paradies“ heißt die Installation, die Susana Nevado und Dirk Wenke für die erste Ausstellung des JAhres in der Kirche geschaffen haben. Propst Michael Ludwig findet hier so viele Gedankenansätze, dass er überlegt ob nicht allen Künstler das Jahr über das Thema Paradies vorgegeben werden sollte. 2010 war es der Begriff Wandlung.

Schwarzer Kubus

In dem großen, schwarzen Kubus steht als einzige Lichtquelle ein aus Papier und Holz konstruirteer Beichtstuhl. Wer eintritt, hört in zehn verschiedenen Sprachen – von deutsch über englisch, spanisch, polnisch, schwedisch bis zu italianisch und französisch – das „Vater Unser“.

Zwei Themen treffen in der Arbeit aufeinander. Religion und die Geschichte des Ruhrgebietes. Das schwarze Gold führte Menschen, darunter auch Dirk Wenkes Urgeoßvater, aus allen Himmelsrichtungen ins Ruhrgebiet. Sie alle waren auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, nach ihrem persönlichen Paradies. Mit dem schwarzen Kubus und den vielen Kohlestückchen erinnern die beiden Künstler an sie.

Die Spanierin Susana Nevado, die schon in der Vergangenheit mit ihrem Schwager Dirk Wenke zusammen gearbeitet hat, beschäftigt sich in ihrer Arbeit seit langem mit Religion. Sie hat dazu in Turku in Finnland Kunstprojekte entwickelt, aber auch in Afrika oder Indien. Die Christkönig-Kirche ist für sie der ideale Ort für ihre Kunst.

Propst Michael Ludwig geht mit den Augen eines Kirchenmannes an die Installation heran. „Kann ein Beichtstuhl in der Mitte einer Kirche stehen?“, fragt er. Das Paradies dagegen gehöre auf jeden Fall ins Zentrum. Lächelnd ergänzt er: „Die wenigsten Kirchgänger werden einen Beichtstuhl mit dem Paradies verbinden. Das hatte doch vor allem früher oft etwas Bedrohliches“. Das „Vater unser“, das so manchem Beichtendem mit auf den weg gegeben wird, und jetzt vielsprachig erklingt, passt da gut in die inhaltliche Auseinandersetzung. Karnevals- und Fastenzeit bieten weitere Ansatzpunkte. Ludwig ist sicher: „An dieser Installation kann man sich reiben.“W-m